Binance, kein Retter in der Not. Über die größten Börsen und deren Kampf um die Vormachtstellung

Einleitung
Heute wachen wir in einem Kryptomarkt auf, der nach wenigen Tagen eines Machtkampfes im Vorbild von Game of Thrones, einen unantastbaren Sieger hervorgebracht hat.
In einem einzigen gewaltigen Schachzug machte Changpeng „CZ“ Zhao seinem Konkurrenten und Zögling, Sam Bankman-Fried „SBF“, alle seine Ambitionen zunichte.
Die Financial Times titulierte, dass Binance FTX rettet.
Doch dieser Rettung muss SBF ähnlich dankbar sein, wie der Ertrinkende dem Rettungsschwimmer, nachdem dieser ihn zuvor in die Fluten geworfen hatte.
Wie kam es dazu, dass die zweitgrößte Börse, die einen fulminanten Erfolg in den letzten Jahren hatte, in weniger als einer Woche in die Ecke über die Klippe ging und keine andere Option hatte, als dem ärgsten Konkurrent um Rettung zu bitten?
Kurz gefasst, CZ war verärgert über SBF und sah eine Schwäche bei FTX, die ohne zu zögern ausgenutzt wurde. Ein Tweet von CZ war der erste Dominostein der umgeworfen wurde und innerhalb von wenigen Tagen zu einem Kniefall von SBF vor CZ führte.
Niemand hatte gedacht, dass die Erfolgsgeschichte von FTX darüberhinweg täuschte, dass sich hinter der Fassade ein fragiles Kartenhaus stand.
An diesen Niedergang trägt SBF wohl die größte Schuld und die Hintergründe, welche sich noch klären werden, werfen zum jetzigen Stand kein gutes Licht auf die bestehende Regulierung und die Praktiken bei FTX.
https://twitter.com/nvk/status/1589954992026550272?s=20&t=Yse17biGHZVm99Wr5rrzFA
Rückblickend hatte SBF viele gute Karten in seiner Hand, um Binance erheblich zu schaden.
FTX war mit einer Bewertung von $32 Mrd. ein Star unter den Blue-Chips für Investoren. FTX machte gute Publicity und Gewinne, wagte sogar laut zu sagen, dass der Kauf von Goldman Sachs nicht unmöglich sei.
Insbesondere nach dem Crash von Terra Luna und Celsius Network, erwies sich FTX als der größere Fisch, der die kleineren schluckte, wie den Krypto-Kreditgeber BlockFi und Krypto-Broker Voyager.
Neben der Finanzmacht, entwickelte SBF auch politisches Kapital, indem er sich Eintritt und Gehör durch großzügigen Spenden bei Regulieren und Politikern in Washington verschaffte.
Sein Plan war es, eine Gesetzesvorlage in Stellung zu bringen, welche das Geschäftsmodell von DeFi und Bereiche von Binance in Gefahr bringen würde, indem sie alle eine US-Bankenlizenz halten müssten.
Es wäre fatal für DeFi gewesen, wenn dieser Vorschlag so durchgesetzt würde und für diesen Verrat der „Crypto Werte“ wurde SBF von vielen aus der gesamten Branche kritisiert. Dazu gehörte auch CZ.
Der erste Dominostein: Revanche
Man könnte es als Verteidigung der Crypto Werte bezeichnen, wie CZ auf SBF reagierte.
Oder als ein berechneter Angriff mit eisernen Bandagen, welche FTX ins Taumeln brachte und das Vertrauen seiner Kunden und Investoren komplett raubte.
Ursprünglich war Binance einer der Hauptinvestoren für FTX und wurde mit 2 Billionen an FTT, FTX eigener Token, herausgekauft.
Zwar stritten sich die beiden Börsen-Chefs öfter auf Twitter, doch SBF hätte wohl nicht damit gerechnet, dass CZ gegen sein finanzielles Eigeninteresse handeln würde.
Am vergangenen Wochenende hatte dieser öffentlich ankündigte, all seine FTT abzustoßen, obwohl nicht ausreichend Liquidität am Markt bestand, damit diese aufgekauft würden.
Die gesamte Kryptobranche achtet sehr genau auf die Bewegungen von sogenannten „Whales“, die große Bestände an Krypto halten, und welche Marktbewegungen sie dadurch auslösen.
Für FTT-Investoren und FTX-Nutzer wurde mit Schrecken klar, dass sie schnell ihr Guthaben von der Börse ziehen und FTTs abstoßen müssten, um nicht vom nahenden Fallout erwischt zu werden.
Innerhalb weniger Stunden nach der Ankündigung stürzte FTT um 20% von 22$ auf 15$, nach Monaten der scheinbaren sicheren Preisstabilität.
Kurzfristig konnte sich der Preis von FTT halten.
Allerdings kam durch den Preissturz die Frage auf, was dies über die finanzielle Gesundheit der übrigen FTT-Whales bedeuten würde. Dazu gehörte FTX selbst und dessen Verbündete, allen voran der Hedgefondsmanager und Marketmaker Alameda.
Alameda war inoffiziell die hauseigene Investmentbank von FTX und
es gab begründete Gerüchte, dass FTX große Summen an Alameda geliehen hatte, um deren Geschäfte zu finanzieren. Alameda hatte 7$ Mrd. in Verbindlichkeiten, denen 12 $ Mrd. in Anlagen gegenüberstanden. Aber diese lagen in mehr als zur Hälfte in wertlosen FTT.
Nach der ersten Welle von flüchtenden Kunden und Investoren, versuchte SBF über Twitter den Markt und die Gerüchte zu beruhigen. Selbst Alameda behauptete großmäulig, dass sie gerne die 2 Billionen FTT aufkaufen würden. Allerdings zeigten zeigten die Orderbooks, dass keine Aufkäufe in der nötigen Größenordnung geschahen.
FTX und Alameda bewiesen dem Markt durch ihre fehlenden Aufkäufe, dass beide Akteure nicht die Finanzkraft hatten, um sich aus der Krise zu helfen.
CZs Wette ging auf und zeigte mit der Liquiditäts-Ebbe, dass Alameda praktisch ohne Badehose schwamm, welche sie sich vorher bei FTX geliehen hatte.
Binance: Retter und Täter
https://twitter.com/stablekwon/status/1590017837758033926?s=20&t=Yse17biGHZVm99Wr5rrzFA
Auf den ersten Ansturm von fliehenden Anlegern folgte eine noch größere Flut von Anlegern, die sich in Sicherheit bringen wollten. Was FTX dazu gezwungen haben muss, schnell Kapital herbeizuschaffen, um ein Abbuchungs-Stopp einzulegen. Doch dies wäre das Eingeständnis eines Totalversagens gewesen und der finale Todesstoß gewesen.